Der Frühlingsbote Bärlauch bringt unelastische Blutgefäße und lauchweiße Glieder in Schwung
Du wirst stinken
Dass es sich bei Bärlauch um einen »geruchsarmen«, ja »geruchsneutralen« Knoblauch handelt, halte ich für ein Gerücht. Gerade jetzt, da er seine neuen Blätter in Richtung Sonne schiebt, strotzt Allium ursinum nur so vor Aromen. Im Frühling, so geht die Sage, fressen ihn die Bären, um nach dem langen Winterschlaf neue Kraft zu sammeln. Dem Menschen nutzt der Waldknoblauch, weil er den Blutdruck senken, Cholesterin abbauen, die Verdauung anregen und das Herz stärken soll. Glücklich der Gartenbesitzer, der über ein schattiges Eckchen mit feuchtem, humusreichen Boden verfügt und den Ramsen (wie ihn die Schweizer nennen) bequem selbst ernten kann. Aber auch für uns Städter bietet sich die Gelegenheit zum Mundraub.org – entweder, weil uns man uns auf der Plattform auf Fundorte aufmerksam oder wir selbst Augen (und Nase) aufgemacht haben. Verantwortungsbewusst ernten, heißt von Mal zu Mal immer nur wenig Bärlauch-Blätter abzuknipsen. Sie sind recht leicht von den giftigen Maiglöckchen-Blättern zu unterscheiden, weil sie einen Stiel haben, an dem sie immer einzeln wachsen und nie zu zweit und weil sie beim Zerreiben zwischen zwei Fingern kräftig nach Knoblauch stinken duften.
Was Bärlauch so gesund macht
Bärlauch-Tinktur steht bei Heilpraktikern, welche sich der Schwermetallausleitung veschrieben haben, hoch im Kurs. Der Grund: Die Pflanze gilt als Chelat-Bildner. Chelate sind Molekülkomplexe, die Schwermetalle an sich binden und aus dem Körper schleusen können. Neben Bärlauch steht auch der Koriander im Ruf, Schwermetalle wie etwa Quecksilber ausleiten zu können. Zumeist wird ein solcher Prozess von Kinesiologen begleitet. Ich selbst bin in der Hinsicht etwas vorsichtig – zum Teil werden obendrein ungeheure Mengen kostspieliger Algenpräparate verordnet, die mit ihrem hohen Eiweiß-Gehalt auf die Nieren gehen – würde aber als Betroffene bei einer laborchemisch bewiesenen Quecksilbervergiftung durchaus den Versuch wagen. Doch auch wenn man keine Ausleitung in Angriff nehmen will, wirkt eine Frühjahrskur mit Bärlauch Wunder! Egal ob als Pesto, im grünen Smoothie, in Quark, zu Pellkartoffeln, in Brotaufstrichen, zu Reis – von März bis Mai sollte man sich soviel Bärlauch einverleiben, bis man den Waldherre nicht mehr sehen kann. 100 g (im Gewicht ist Bärlauch vergleichbar mit Babyspinat oder gewaschenem Feldsalat) enthalten 150 mg Vitamin C. Bärlauch enthält neben den vielen Schwefelverbindungen (die für die Knoblauch-Nuancen sorgen) viel Mangan, Eisen, Magnesium, Vitamin B2, Kobalt, Molybdän, Selen – um nur einiges zu nennen.
Bärlauch-Haselnuss-Pesto mit Hanföl
Für zwei kleine Pesto-Gläser (Weck 160 ml) benötigt man etwa 100 g Bärlauch-Blätter (soviel wie in ein Schälchen mit 16 cm Durchmesser passen). Wenn man ihn wild sammelt, müssen die Blätter natürlich gründlich gewaschen werden. Dasselbe würde ich aber auch mit Bärlauch aus dem Bioladen oder vom Markt machen. Während des Waschens eine gute Handvoll Haselnüsse rösten, ruhig ein bisschen kräftig. Vor dem Mixen etwas abkühlen lassen, das hitzeempfindliche Vitamin C des Bärlauchs soll schließlich nicht zerstört werden. Wenn man gleich zu dem Pesto eine Pasta genießen möchte, setzt man jetzt schon mal eine Nudel auf. Dann mixt man die folgenden Zutaten auf KLEINER Stufe im Mixer. Das Pesto soll noch etwas körnig sein und Biss haben. Am Ende vorsichtig mit Apfelessig oder ein paar Tropfen Zitrone abschmecken. Die Pasta etwas abkühlen lassen, bevor das Pesto dazu kommt – wieder wegen des kostbaren Vitamin C des Bärlauchs, aber auch, weil die guten Omega 3 und 6-Fettsäuren des Hanföls keine Hitze vertragen.
Diese Zutaten kommen (in dieser Reihenfolge in den Mixer:
circa 100 ml Hanföl (harmoniert mit seinem frischen grünen Gras-Noten perfekt)
circa 100 Bärlauch
eine gute Handvoll frisch geröstete Haselnüsse
1/2 bis 1 Tl gemischte Pfefferkörner
1 gestr. Tl Salz
mit 2 bis 4 El milden Apfelessig (oder Zitronensaft, davon weniger) abschmecken
PS: Wer dauerhaft unter hohem Blutdruck leidet und/oder im Ultraschall eine Tendenz zu Ablagerungen in den Gefäßen aufweist, kann auch ganzjährig mit der Heilpflanze gegensteuern – mit Bärlauch-Frischsaft von Schoenenberger aus dem Reformhaus (der ist wirklich »geruchsneutral«)
Und hier die Links:
Bärlauch heißt auch Hexenwurzel und wurde, ähnlich dem Knoblauch, von unseren Altvorderen als Schutz gegen Vampire eingesetzt – mehr darüber findest du im Blog »Drei Hunde Nacht«
Mehr über die Chelat-Therapie bei Wikipedia
Falls du noch nie von Kinesiologie gehört haben solltest
Der Link zur Pasta von Ppura – ein sehr sympathisches Unternehmen, welches ich auf der BioFach 2014 schätzen gelernt habe
Veröffentlicht am 09.03.2015
Ich mag Knoblauchrauke noch lieber als Bärlauch. Und die Knoblauchrauke hat den Vorteil, dass sie wirklich fast überall wächst (und stinken tut man danach wirklich nicht, versprochen!)! Genauso wie den Bärlauch kann man auch die Rauke einfrieren, das verlängert die Saison. Und gesund ist sie auch, wenn auch vielleicht nicht ganz so gesund wie Bärlauch …
Wenn das Wetter so bleibt, kann es nur noch wenige Tage dauern, bis die ersten Blättchen zu haben sind. Bis dahin: Scharbockskraut und Löwenzahn :-)
Der Name ist Programm – Alleine deshalb musste ich mir das Rezept anschauen :)
Die Bilder sind wirklich klasse geworden und machen Lust auf mehr – Da werde ich mir dies doch gleich mal notieren und nachkochen :)
Vielen Dank für den tollen Anreiz.
Liebe Grüße
Stefan