Bitte recht bitter

Müde, lustlos, ausgelaugt? Vier bis sechs Wochen Bitterstoffe bringen dich wieder auf Trab!

Bei Sapori & Colori in Hamburg gesehen: Bitter-Gewitter nach Daniela Wolff

Bei Sapori & Colori in Hamburg gesehen: Bitter-Gewitter nach Daniela Wolff

Irrtum Radikalenfänger?

Sind es nicht die Antioxidantien, sondern Bitterstoffe, die Obst und Gemüse so gesund machen? Neurowissenschaftler legen diese Vermutung nahe. Ihnen zufolge hat die Einnahme von Radikalenfängern wie Vitamin C, E oder A keinen Einfluss auf die Verhütung von neurodegenerativen Erkrankungen wie etwa Alzheimer. Eine Studie der University of California ergab, dass sich nach viermonatiger Antioxidantienkur die Konzentration von plaquebildenden Beta-Amyloiden in der Hirn-Rückenmarksflüssigkeit von Probanden nicht verringert hatte. Andererseits hatten Forscher beobachtet, dass sich Hirnzellen vor der Ablagerung von schützen, sobald sie leichtem Stress ausgesetzt sind. Ausgelöst wurde der Stress durch Nahrungsentzug oder aber durch Bitterstoffe, die der Körper als toxisch identifiziert.

Der Mensch wächst am Widerstand

Aus ihren Forschungsergebnissen haben die Wissenschaftler die Hypothese der Hormesis abgeleitet. Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie »Anregung, Anstoss«. Im Allgemeinen bezeichnen Mediziner mit »Hormesis« die Steigerung der zellulären Widerstandskraft. Ähnlich wie beim Sport reagiert der Körper auf niedrig dosierte schädliche Einwirkungen, indem er sich in positiver Weise auf sie einstellt und gleichsam an ihnen wächst. Im Zuge seiner Gegenreaktion wird die Immunabwehr gestärkt. Alterungsprozesse verlangsamen sich. Der Stoffwechsel wird angekurbelt und Toxine werden schneller ausgeschieden. Als »hormetisch« wirksam gelten vor allem sekundäre, herb schmeckende pflanzliche Substanzen. Viele davon sind Bitterstoffe. Mit ihnen schützen sich Pflanzen vor den Angriffen von Fressfeinden. Einer ihrer größten Fressfeinde ist der Mensch.

Leberdetox Shot mit Kokoschips als Kauhilfe - Kurkumasaft von Govinda

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Trotz Bitterstoffe essbar?

Im Laufe seiner Evolution haben wir nach wissenschaftlicher Schätzung zwischen 80 und 120 Bitterrezeptoren ausgebildet. Manche Menschen sind bis zu 30 % empfänglicher für den Geschmack der Bitterstoffe. Deshalb nennt man sie auch »Supertaster«. Erstaunlicherweise hat man Geschmacksrezeptoren nicht nur in der Zunge und im Nasenrachenraum gefunden. Sondern auch in den Atemwegen, Niere, Bauchspeicheldrüse und Muskelzellen. Darüberhinaus im Magen, Darm, Gehirn, Blut und selbst auf Spermien. Warum das so ist, weckt die Neugier der Forscher. Vielleicht lassen sich aus Verteilung der Bittergeschmacksrezeptoren Schlüsse für die menschliche Gesundheit ableiten? Prof. Dr. Wolfgang Meyerhof lehrt an der Uni Potsdam über molekulare Mechanismen der Geschmacks- und Geruchswahrnehmung. Er behauptet,  dass der Mensch Tausende von Bitterstoffen identifizieren könne. Und das ist auch gut so! Schließlich ist es lebenswichtig, dass wir Bekömmliches von Giftigem trennen können.

Milder Bittertee mit Löwenzahn- und Kornblumenblüten - plus Schafgarbe und Beifuss

Milder Bittertee mit Löwenzahn- und Kornblumenblüten – plus Schafgarbe und Beifuss

Nur nicht übertreiben

Wir sollten keineswegs wahllos bitter Schmeckendes in uns reinstopfen. In trauriger Erinnerung bleibt ein Mann aus Heidenheim. Er verspeiste einen ihm widerlich schmeckenden Zucchini-Auflauf tapfer bis auf den letzten Krümel. Und starb wenig später an einer Überdosis giftigen Curcubitacins (alle Links unten). Also ist es keine gute Idee, Bitteres auf Teufel komm raus zu verzehren.  Doch bei Problemen mit der Fettverdauung, bei mangelndem Gallefluss, Gallensteinbildung oder Darmträgheit sind Bitterstoffe zuverlässige Helfer. Sie regen den Gallefluss an und aktivieren so die gesamte Kette der Verdauung. Der Internist und Phytopharmakologe Rudolf Fritz Weiß, der das »Lehrbuch für Phytotherapie« (Hippokrates Verlag) geschrieben hat, empfiehlt je nach Bedarf Wermut, Mariendistel, Kurkuma oder Artischocke. Dabei ist es egal, ob sie als Tee, Kaltauszug oder Tinktur eingenommen werden.

Tipps für eine Frühjahrskur mit Bitterstoffen

Eine Kur, zeitlich auf maximal sechs Wochen begrenzt, empfiehlt sich im Frühjahr und Herbst. Drei mal täglich einen Becher mit einem milden Bitter-Tee zu trinken, komponiert aus mehreren oder nur aus einer einzigen Bitterpflanze, aktiviert den Stoffwechsel und macht ihn empfänglich für die Verheißungen des noch frischen Jahres (um mal einen Ausflug in die Heilpoesie zu wagen).
Meine Empfehlung: »Bitter-Gewitter« nach Daniela Wolff. Inhaltstoffe: Löwenzahn, Wegwarte, Beifuß, Krause Minze, Angelikawurzel, Schafgarbe, Ringelblume, Wermutkraut, Kornblumenblüten (1 Teel. pro Tasse, 5 Min. ziehen lassen, bis zu 4 Tassen täglich)

Eigenkreation: Wermut, Verbene (Eisenkraut – trinken die Franzosen nach Mittags- und Abend-Mahlzeit), Angelikawurzel – wohlschmeckend bitter

Anregend, pfeffrig, für Licht sensibilisierend: ein Tee aus Angelikawurzel (über Nacht einen Kaltauszug machen – dazu einfach einen Teelöffel pro Tasse mit kaltem Wasser übergießen und über Nacht stehen lassen – vor dem morgendlichen Genuss erwärmen)

Geschmacklich mein Lieblinsbitter - allerdings nicht alkoholfrei: Jerry Thomas Bitter von The Bitter Truth

Geschmacklich mein Lieblinsbitter – allerdings nicht alkoholfrei: Jerry Thomas Bitter von The Bitter Truth

Hochwertige Unterstützung bei chronischer Leber-, Galle-, Darmträgheit: Bitter-Elixier nach Apotheker Greiff, der Jerry Thomas‘ Bitters von The Bitter Truth (erhältlich in gut sortieren Spirituosen-Läden, Zitat: »Very fruity and very bitter. Citrus and dried fruit aromas unite with the spicy and bitter flavors of cloves, angostura bark and cinnamon«) sowie ein täglicher Shot mit Kurkuma (entweder frisch mit schwarzem Pfeffer wie in diesem Rezept oder aus esslöffelweise aus der Flasche von Govinda, bis sie aufgebraucht ist). Qualitativ hervorstechende Tees, als Mix oder einzeln in reicher Auswahl, gibt es in Hamburg bei Sapori & Colori (hier bei FB), plus allerbester Fachberatung.

Und hier die Links:

Spektrum der Wissenschaft: Biochemie – wie giftige Pflanzenstoffe uns gesünder machen

Kannst du mit dem Herzen schmecken? Oder mit deinem Darm? Oder mit deiner Bauchspeicheldrüse?

Mann stirbt an Überdosis Curcubitacin via SPON

Bist du ein Supertaster? In diesem Youtube-Clip siehst du den Test.

Veröffentlicht am 30.03.2016

4 Gedanken zu „Bitte recht bitter

  1. Andreas

    Hallo
    gibt es evtl. das Rezept vom Bitter-Elixier der Markt Apotheke Rotthalmünster noch aus dem Archiv?
    Die Apotheke gibt es leider nicht mehr, der Link ist tot.

    Gruß

    Antworten

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