Anatomie der Entgiftung

In Teil 1 dieser kleinen Serie behandeln wir die Haut, die «dritte Niere« des Menschen

Wie sie uns rein hält

Psychologen nennen die Haut »Grenzorgan«, Heilpraktiker bezeichnen sie als »dritte Niere«, Dermatologen betrachten sie als die »zwei kostbarsten Quadratmeter des Lebens«. Denn so viel Raum nimmt die durchschnittliche Haut eines Menschen ein – und sie beansprucht etwa 16 % des Körpergewichts. Neben vielen anderen Funktionen speichert die Haut Wasser und Fett. Aber sie entledigt sich auch vieler Substanzen. Kalzium- und Magnesiumsalze, giftiges Ammoniak, Rückstände von Medikamenten, Harnstoff, Harnsäure und andere stickstoffhaltige Verbindungen, Aminosäuren und Kreatinin (welches die Nieren nicht ausscheiden können) – all das gibt die Haut über ihre Zellen und Poren ab oder schwemmt es mit dem Schweiß aus.

Aber auch Entzündungen, Quaddeln, Schwellungen und Warzen sind als Versuch zu werten, mit dem die Haut unser Inneres zu schützen sucht. »Es kommt von innen und geht nach außen«, beschreibt der indische Homöopath Mohinder Singh Jus die Dynamik der Selbstheilung in seinem Buch »Die Reise einer Krankheit«. Geht man den entgegengesetzten Weg, kann das unangenehme Folgen haben. Nicht selten verschiebt sich eine mit Cortisonsalbe behandelte Neurodermitis und tritt in Form von Asthma als ernstere Pathologie wieder auf. Auch aluminiumhaltige Deodorants oder Kosmetika, die Fettlösungsmittel der Propylgruppe enthalten, schleusen über die Haut von außen unerwünschte Substanzen ein.

In dem Klassiker der Alternativmedizin »Heilung ist möglich« von Hulda Regehr Clark sind zahllose Schadstoffe beschrieben. Würde man alle Ratschläge der 2009 verstorbenen Doktorin der Physiologie befolgen, wäre die Mutation zum Vollblut-Hypochonder zu 100 % vollzogen. Man braucht für die Lektüre starke Nerven. Bewaffnet mit ihrem »Zapper« erklärt Clark Parasiten, Schimmelpilzen, Viren, Bakterien und Schwermetallen den Krieg. Nachgewiesen hat sie die Feinde allüberall: die Erstausgabe von 1997 ist 656 Seiten stark, listet aber für jeden erkannten Angreifer die passenden Abwehrmaßnahmen auf. Die wenigsten davon sind leicht zu praktizieren, sodass deine Paranoia gut genährt wird. Als Gegenzauber hilft nur der eiserne Glaube, dass nicht alle gesundheitlichen Probleme durch medizinische Kriegsführung gelöst werden können, sondern mitunter auch durch friedliche Koexistenz (siehe hierzu auch meinen Mikrobiom-Blogpost »War is over«). Doch zurück zur Haut…

Wo sie herkommt

Die ersten Hautzellen bilden sich schon eine Woche nach der Befruchtung. Dieses äußere Keimblatt heißt Ektoderm. Aus ihm wird sich später die Haut, aber auch das Nervensystem, die Sinneszellen von Ohren, Nasen und Augen sowie der Zahnschmelz, die Brustdrüsen und die Hirnanhangdrüse bilden. Die Herkunft zeigt, dass Haut und Empfindsamkeit eines sind: wie ein Sinnesorgan reagiert sie auf Licht und Temperatur, Trockenheit oder Nässe, Berührung und Substanzen. Ursprung und Entwicklung verweisen zudem auf die enge Verknüpfung mit dem hormonellen System – weibliche Östrogene beispielsweise hemmen die Neigung zu Akne, männliche Androgene begünstigen sie. Doch die Haut besteht nicht allein aus dem äußeren Keimblatt, sondern verbindet sich noch im Mutterleib mit dem mittleren Keimblatt, Mesoderm oder Mesenchym genannt. Aus ihm werden später Muskeln, Knochen, Blutgefäße und Blutkörperchen sowie Herz, Nieren und Geschlechtsorgane. Kaum ist der Mensch auf der Welt, stirbt die oberste Schicht seiner Haut ab. Und zwar wieder und wieder – alle 30 Tage erneuert sich die Epidermis. Für Nachschub sorgt das Korium, die Schicht darunter. Epidermis und Korium bilden die Kutis. Auf sie folgt die mehrschichtige Subkutis. Sie beherbergt geschätzte zwei Millionen Schweißdrüsen, aber auch Talg- und Duftdrüsen, winzigste Sensoren sowie die Wurzeln unserer Körperbehaarung.

Wie wir ihr helfen

Pflege: Von der Empfindsamkeit zur Empfindlichkeit ist es für die Haut meist nur ein kleiner Schritt. Die Überfülle der Chemikalien, mit denen wir die Haut in Form von Kosmetika und Körperpflegeprodukten »verwöhnen«, macht sie auf Dauer reizbar. Du ahnst es: weniger ist mehr. Ein sanftes Körperpeeling einmal pro Woche reicht vollkommen – eines, dass ohne Nano-Partikel oder schwer wasserlösliche Jojoba-Kügelchen auskommt, ist das Demeter Produkt des Jahres 2015 von Provida (ein Scrub auf Zuckerbasis). Wer obendrein auf der Suche nach naturheilkundlichen Alternativen für Hautprobleme wie Juckreiz, Akne, Mykosen oder andere Symptome ist, ist mit diesem exzellenten Büchlein für 11,30 Euro  gut beraten – Ausprobieren lohnt!

Sport: Schweißtreibende Sportarten wie Radfahren, Laufen, Schwimmen sind gut, um die Haut zu entgiften. Auch hier natürlich nach der Devise »Maß halten«. Der ehemalige Fünfkämpfer und Somatologe Gert von Kunhardt rät von sportlichen Exzessen ab – wer sich näher damit beschäftigen will, wird hier fündig.

Sauna: Sogar für Neurodermitiker kann regelmäßiges Saunieren (auch im Sommer) Erleichterung bringen. Auch Dampfbäder sind ein hervorragender Weg für ein Detox über die Haut. Muss die Haut danach eingecremt werden, am besten ein Produkt wählen, welches keine Inhaltsstoffe mit der Vorsilbe Propyl enthält. Sonst war alles umsonst.

Basenbad: Die Theorie hinter dem Jentschura-Basenbad: Man alkalisiert das Badewasser so sehr, dass auf dem Weg der Diffusion überschüssige Säure aus der Haut gezogen wird. Tatsächlich fühlt sich die Haut nach dem Baden samtweich an und muss nicht nachgefettet werden. Wer keine Badewanne besitzt und trotzdem den Körper entsäuern möchte, kann auch ein Fussbad nehmen. Wem Jentschura zu teuer ist, verschiebt mit einfachem Haushaltsnatron den PH-Wert des Badewassers in den basischen Bereich – Menge: etwa 3 Eßlöffel auf ein Vollbad.

Und hier die Links:

Bei Pflege-Wiki erfährst du Genaueres über Aufbau und Funktion der Haut

Näheres zur Clark-Therapie

Veröffentlicht am 03.03.2015

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