Natürlich streitet die Zuckerindustrie den Zusammenhang ab. Aber die Zahl der Diabeteskranken steigt, wenn westliche Essgewohnheiten übernommen werden. Billiger Glukosesirup macht alles noch schlimmer Schaut man sich die Herstellung von Rübenzucker an, ahnt man, was mit „leeren“ Kalorien gemeint ist. Nach dem Waschen und Kleinschnitzeln werden die Rüben ausgelaugt und mit Kalk gereinigt. Der Kalk wird dem Schlamm anschließend mit Kohlensäure entzogen. Danach werden Schlamm und Zuckersaft mittels eines Pressverfahrens getrennt. Der Zuckersaft wird durch schweflige Säure gebleicht, zu Dicksaft eingedampft, anschließend mehrfach gekocht, abgekühlt, geschleudert, gefiltert und zur Kristallisation, der so genannten Raffinade, gebracht. Ein Lebensmittel, das aufgrund seiner chemischen und physikalischen Eigenschaften hilfreich für den Menschen wäre, entsteht dabei nicht. Vielmehr eine chemisch fast reine Saccharose, ein Zweifachzucker, der aus einem Molekül Glucose und einem Molekül Fructose besteht.
Zucker ist tot, Glukosesirup ist töter
Bei der Herstellung von Glukosesirup entsteht ein Einfachzucker. Aus Sicht der Lebensmittelindustrie ist Glukosesirup eine segensreiche Erfindung. Er lässt sich aus Mais-, Weizen- oder Kartoffelstärke herstellen. Und das ist viel, viel preiswerter als die Produktion von herkömmlichem Rüben- oder Rohrzucker. Brauchte man früher vor allem Säure, um aus der der hoch gereinigten Stärke Glukosesirup zu gewinnen, werden inzwischen mehr und mehr Enzyme verwendet. Pullalanase, Xylanase, Pectinase, Pilz-Amylase und andere Spaltenzyme werden in der Regel mit gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt und aus China importiert. Laut der Internetplattform transgen.de gilt die Stärkeverzuckerung heute als eines der wichtigsten Anwendungsfelder der Gentechnik. Bei transgen.de kann man die drei Schritte der Glukoseproduktion – die Verflüssigung der Stärke, ihre Verzuckerung und anschließende Isomerierung – im Einzelnen nachlesen. Die Datenbank wird vom 2009 gegründeten Verein Forum Bio- und Gentechnologie betrieben.
Megastress für die Bauchspeicheldrüse
Glukosesirup ist ein Stoff, bei dem der Körper nicht die winzigste Anstrengung braucht, um ihn in die Zellen zu schleusen. Dafür muss die Bauchspeicheldrüse umso mehr ran, damit sie das für das Einschleusen zuständige Hormon Insulin schnell und in großer Menge bereit stellen kann. Das bedeutet Megastress für das Organ. Mit dem von Dr. Budwig geforderten „Elektronenreichtum“* hat Glukosesirup nichts zu tun. Dafür umso mehr mit der Entwicklung der Zuckerkrankheit. Isst man oft und viel Süssigkeiten, führt das langfristig zu einer Ermüdung der Bauchspeicheldrüse. Verbunden mit Übergewicht und Bewegungsmangel droht die Entwicklung eines Diabetes Typ 2. Früher sprachen die Ärzte auch gern von „Altersdiabetes“ oder auch „erworbener Zuckerkrankheit“. Heute tun sie das seltener, denn der Typ 2 Diabetes ist weltweit auf dem Vormarsch. Schon im Kindesalter ist diese Form der Zuckerkrankheit keine Seltenheit. Besonders betroffen sind China und Indien, deren Bevölkerung zeitgleich mit dem wirtschaftlichen Aufstieg den süssen und billigen Verlockungen der Lebensmittelindustrie erliegt.
Elektronenreichtum – was ist das?
Wir betrachten unsere Ernährung zur Hauptsache unter chemischen Gesichtspunkten. Dabei scheint bereits alles wissenschaftlich geklärt. Wir haben Fettrechner und Kalorientabellen, wir kennen den glykämischen Index, wir wissen, dass Sportler schon nach etwa 50 Sekunden Höchstleistung ihre Adenosintriphosphat Speicher geleert haben und vieles mehr. Aber verhilft uns dieses chemische Wissen zu mehr Gesundheit? Nach Ansicht der Fettforscherin Dr. Johanna Budwig (die 2003 verstorben ist), ist es jedoch nicht nur die Chemie, nach deren Gesetzen eine Zelle Energie aus der Nahrung gewinnt. Es kommt auch auf den „Elektronenreichtum“ eines Lebensmittels an, um unsere Lebensbatterie aufzuladen. Die Wissenschaftlerin hat dies als Erste erkannt. Sie wurde sieben Mal für den Nobelpreis vorgeschlagen. Die promovierte Physikerin und examinierte Chemikerin studierte Medizin und praktizierte als Heilpraktikerin. Zeitlebens stritt sie sich mit den mächtigen Interessenverbänden der Lebensmittelindustrie, die bis heute einen Zusammenhang zwischen ihren Produkten und dem Anstieg von Zivilisationskrankheiten abstreiten.
Und hier die Links:
Johanna Budwig bei Wikipedia
Auch der Biophysiker Fritz-Albert Popp hat den Wert eines Lebensmittels unter physikalischen Gesichtspunkten erforscht
Auch interessant: der Film »Vollverzuckert«
Plus: Ein interessanter Vortrag von Dr. Mark Hyman und ein reißerischer Trailer mit meinen US-Food-Helden Pollan and Bittman (für alle, die gut englisch können):
Veröffentlicht am 27.03.2013