24.04.2017: Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft lädt zum Gentechnik-Dialog. Dazu eine Pressemeldung von www.saatgut-org.de
Im Wortlaut
Pressemitteilung zur Neuen Gentechnik (CRISPR/Cas, ODM und andere)
Dialogveranstaltung des BMEL am Montag, 24.04.2017:
Eigentlich sollte das Gentechnikgesetz der Bundesregierung etwas Gutes werden: es soll die Umsetzung des „Opt out“ in Deutschland regeln. Das ist die Möglichkeit, Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen in den europäischen Mitgliedstaaten zu untersagen – auch wenn sie in der EU generell zugelassen wurden.
Leider enthält der Entwurf des BMEL, der am 02.11.2016 vom Kabinett verabschiedet und am 02.12.2016 in erster Lesung dem Bundestag vorgestellt wurde, einen Absatz in der Begründung, der das genaue Gegenteil bewirken wird, wenn das Gesetz so beschlossen wird: Die unkontrollierte und unbeaufsichtigte Freisetzung von Organismen, die mit den neuen gentechnischen Methoden entwickelt wurden.
Kein Eingriff unterhalb der Zelle
Die Bio-Züchter arbeiten ohne Gentechnik; wie bei allen Bio-Produzenten sind ihre Produkte per Gesetz frei von Gentechnik. Und das soll auch so bleiben! Dr. Monika Messmer, Vorsitzende des Verbands der europäischen Bio-Züchter, Eco-Pb, bestätigt dem Biosektor, dass die Pflanze nicht als reines Objekt gesehen wird, sondern einen Eigenwert hat. Sie sagt: „Aus ethischen Gründen werden in der Biozüchtung keine Methoden eingesetzt, die technisch beziehungsweise materiell unterhalb der Zelle als kleinste vermehrungsfähige Einheit eingreifen. Dies schließt sowohl Cisgenetik, als auch das Genomediting aus.“
Aus Freilandversuchen kann man nicht aussteigen
Nutzung von Gentechnik im Agrarbereich ist ein Freilandversuch, aus dem keiner von uns aussteigen kann. Auch für die neue Gentechnik muss das Vorsorgeprinzip gelten. Wir fordern daher die Aufnahme der neuen gentechnischen Methoden in den Anhang der Freisetzungsrichtlinie 2001/18/EG und die Deklaration der Produkte als GVO.
Minister Schmidt hat einen Dialog versprochen. Die erste Veranstaltung am Montag, 24.04.2017 in Berlin war zu 99 % dominiert von Gegnern einer Regulierung. Dies ist kein Dialog, sondern der Versuch, die Wissenschaft vor den Karren der Gentechnikbefürworter zu spannen! Ob wir Gentechnik in unserem Essen wollen, entscheiden aber nicht die Wissenschaftler allein. Die Menschen in Deutschland stellen immer wieder mit großer Mehrheit klar: Gentechnik kommt uns nicht auf den Teller! Der Versuch, technische Eingriffe ins Genom nicht mehr als Gentechnik zu benennen, ist ein Angriff auf die Wahlfreiheit und würde den Menschen die Möglichkeit nehmen, „Ohne Gentechnik“ zu leben. Wir wehren uns gegen diese Mogelpackung und fordern: Wo Gentechnik drin ist, muss auch Gentechnik draufstehen!
Für die heutige Dialogveranstaltung des BMEL fordern wir, dass den Befürwortern einer Regulierung über die Freisetzungsrichtlinie derselbe Raum gegeben wird!
Verfasserin: Barbara Maria Rudolf, 24.04.2017, info@saat-gut.org
Veröffentlicht am 24.04.2017