Wo du überall nachgucken kannst, wenn du Ernst mit regional und saisonal machen willst
Gottesbeweis in grün
Erste Juniwoche, erstmals 200 Gramm Erbsen aus Deutschland gekauft, Epiphanie (Link unten) beim Pulen und Naschen. Die Erbsen waren so köstlich, nur dank eiserner Disziplin gelang es in letzter Minute einige wenige fürs Foto zu retten. Nein, toxisch sind die nicht, rohen Erbsen fehlt das Phasin. Das ist ein Lektin, welches zum Beispiel in Feuerbohnen besonders konzentriert vorkommt. Lektine sind dafür verantwortlich, dass es beim Verzehr ungekochter Hülsenfrüchte zu Vergiftungserscheinungen kommen kann. Bei Feuerbohnen sollen schon Mengen von vier bis fünf zu Kopfschmerzen, Durchfall oder Erbrechen führen. Aber eben nicht bei rohen, zuckersüssen Erbsen, die es jetzt frisch auf dem Wochenmarkt gibt. Wieso überhaupt diese Euphorie? Aus dem einfachen Grund: Erstmals wird sich dieses Jahr sklavisch an den Saisonkalender gehalten, quasi »walk your talk«. Bei den vielen Zeigefingern, die in diesem Blog anklagend gegen Industrie-Bio erhoben werden, muss das eine Selbstverständlichkeit sein.
Verneigung vor Kathrin Koschitzki
Sie nennt sich Kathreinerle, bürgerlich heißt sie aber wie in der Headline und sie hat die Fotos für »Alles zu seiner Zeit« gemacht, den Saisonkalender für Obst und Gemüse von Greenpeace. Blog-Kennern ist die Frankophile als »La Photissère« bekannt – aber zu atemberaubenden Blogs später mehr. Jetzt erstmal die besten drei Saisonkalender der Saison. Mit seinem eingebauten Ewigkeitscharakter hat der Standkalender von Greenpeace seinen berechtigten Preis, nämlich 26,50 €. Guckst du: hier. Wer sich aber vorerst anderweitig behelfen will, bekommt derzeit von Schrot & Korn ein Gratis-Download-Modell. Empfehlenswert ist ferner die liebevoll gemachte Online-Version von Alnatura – allemal ein Lesezeichen wert!
Kniefall vor Kraut I Kopf
Und jetzt zur Königsdisziplin: Saisonal einkaufen, das meiste roh essen beziehungsweise in einem Smoothie geschmacklich verbergen: das kann ja jeder. Wer sich allerdings zur Kohorte entfremdeter, doppelt linkshändiger und gasherdloser Städter zählt, für den ist saisonales Kochen bereits gehobene Kunst, nicht umsonst Domäne der Profis. Wenn aber die Gerichte der Saison auch noch so aussehen wie bei Kraut I Kopf, dann ist der Kniefall ja wohl überfällig. Ganz, ganz großartig und zu Recht preisgekrönt, was die beiden Fotografen aus Berlin da machen. In dieser Liga spielen nur wenige, ihnen soll jedoch an dieser Stelle durch Verlinkung (unten) gehuldigt werden. Seht selbst! Viel Spaß beim Schwelgen!
Geht doch!
Vom Ehrgeiz gepackt habe ich das Rharbarberkompott von Alice Waters, Vizepräsidentin von Slow Food International, nachgekocht. Es ist zum Niederknien! Und ultraeinfach:
- Blätter und Stielansätze von 4 Rharbarberstängeln abschneiden und in 3 cm lange Stücke schneiden
- mit 200 g Zucker in Topf mit schwerem Boden geben (etwa LeCreuset)
- dazu abgeriebene Schale einer Zitrone und 1 El Zitronensaft
- auf Mittelhitze köcheln lassen, vorsichtig umrühren, aber nur wenige Minuten (etwa 6), damit das Ganze nicht zerkocht
Das Rezept stammt aus dem Buch The Art of Simple Food, Prestel Verlag. Auf Reformwarenblog schon einmal besprochen und in den höchsten Tönen gelobt…
Und hier die Links:
Diese Links führen zu Kathreinerle und zu ihrem Blog Photisserie – hier außer Konkurrenz laufend
Zweitschönster Blog der Welt ist Delicious Days von Nicole Stich
Auf Platz drei gehört Minimalist Baker aus Portland, Oregon – betrieben von Dana und John
Wikipedia sagt das über Epiphanie, Phasin oder genauer: Lektin
Veröffentlicht am 05.06.2015