Ethisch essen mit Fleisch

Ich habe dieses Buch gehasst. Aber auch nicht weggelegt. Seitdem esse ich weniger Tofu und achte auf meine Blutwerte

Sturz aus Wolkenkuckucksheim

Übersetzt von Ulrike Gonder vom Systemed-Verlag regt Lierre Keith Streitschrift zum Nachdenken an.

Lierre Keith Streitschrift regt zum Nachdenken an.

Dieses Buch hat weh getan. Weil es desillusioniert. Und zwar gründlich. Lierre Keith, ehemalige Veganerin, beschreibt in »Ethisch essen mit Fleisch«, wie sie gescheitert ist. Ihr Traum war der komplett »vegane Selbstversorgerhof«.  Sie wollte weder Schnecken in Bier ertränken noch mit Schneckenkorn aufschlitzen. Deshalb legte sie sich Hühner zu und wurde mit einem Überschuss männlicher Küken konfrontiert. Am Ende war es der Boden selbst, der sie in die Knie zwang. Zitat: »Der Erdboden war keine Sache, er war eine Millionen Sachen und sie lebten.« Die Laien-Farmerin lernte das oberste Gebot des organischen Anbaus: »Füttere den Boden, nicht die Pflanzen.» Synthetischer Stickstoffdünger kam für sie nicht in Frage. Also landete sie beim Knochenmehl toter Tiere. Kurzum: Es war ihr unmöglich, einen »veganen Selbstversorgerhof« zu betreiben, ohne dass einem Lebewesen direkt oder indirekt Leid zugefügt wurde.

Enttäuschte Liebe

Unbequeme Wahrheit von einer Fundamentalistin für Fundamentalisten.

Unbequeme Wahrheiten von einer Fundamentalistin.

Lierre Keith ist radikal. Sie rechnet mit ihrer einstigen großen Liebe, dem Veganismus, gnadenlos ab. Das macht ihre Sprache unangenehm emotional. Nach dem Motto »Glaube keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast«, erscheinen die Studien und Experten, die sie zur Untermauerung ihrer Argumente heranzieht, nicht immer überzeugend. Trotzdem bin ich für dieses Buch dankbar. Es hat mich aus meinen Träumen gerissen und mir einen realistischeren Blick auf die Landwirtschaft verschafft. Außerdem warnt es eindringlich vor dem unmäßigen Verzehr von Soja. Dem kann ich mich nur anschließen: Hey, Soja ist nicht die Antwort! Zu viele Pflanzenhormone, schlecht für die Schilddrüse. Es gibt sehr viel bessere pflanzliche Eiweißquellen, wie etwa Nüsse und Hülsenfrüchte.

Fazit

Um nicht in »vegane Gesundheitsfallen« zu tappen, kann ich diese Streitschrift nur empfehlen. Gottlob können wir substituieren. Wer wenig oder gar kein Fleisch isst, sollte seine Eisenwerte im Blick behalten und die Versorgung mit Vitamin B 12. Es ist nur in Sauerkraut und Hefe enthalten – hin und wieder eine Flasche Hefeweizen ist ein Muss. Wer auf der sicheren Seite sein will, macht mindestens einmal jährlich eine Drei-Flaschen-Kur mit flüssiger Bierhefe.

 

Und hier die Links:

Lierre Keith, Feministin, Autorin, Food-Aktivistin und Umweltschützerin. Hier ihre Homepage.

Die fundamentalistische Antwort: In diesem schweizerischen Forenbeitrag  wird Keith Polemik gnadenlos verrissen.

Die Übersetzung stammt von der sehr geschätzten Ulrike Gonder. Ihr Buch »Mehr Fett!« zählt zu meinen Favoriten.

Wer denkt, Fleischkonsum sei die Antwort, klicke bitte »The Politics of Food« an.

Panaktiv, flüssige Bierhefe von Dr. Metz, gibt es im Reformhaus.

Veröffentlicht am 26.09.2014

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