Sommerfest mit Farmpädagogik: Wie Landwirtschaft funktionieren kann, lernen Kinder in der MitmachFarm Schenerland
Wieso, weshalb, warum?
»Gehe nicht mit Essen in der Hand oder Tasche zu den Hühnern.« Warum? »Weil sie selber nach Futter scharren wollen, zum Beispiel im Mist aus dem Kaninchenstall.« Auf Erkenntnisse wie diese kommen Kinder oft von ganz allein. Das weiß Janne Behrens-Buchmann, die als Farmpädagogin den angeborenen Forscherdrang von Kindern am Stadtrand von Hamburg fördert. Gemeinsam mit ihrem Mann Klemens und vielen aktiven Vereinsmitgliedern hegt und pflegt sie die MitmachFarm SchenerLand e.V. Auf dem Gelände einer ehemaligen Baumschule hält der Verein auf gut einem halben Hektar Bartkaninchen, Friesenhühner, Katzen und eine kleine Herde aus Skudden- und Pommernschafen. Es gibt ein kleines Gewächshaus, einen winzigen Heuschober, Gemüsegarten, Honigknick, Kräuterspirale, ein Kompostklo und solide Zäune, um die ökologisch wertvollen Wildhecken vor dem Verbiss der Schafe zu schützen.
Packen wir’s an
MitmachFarmen: um die Entfremdung zwischen Konsumenten und Bauern zu überwinden, wünscht man sie sich eigentlich rund um jede große deutsche Stadt. In SchenerLand gibt es FarmTage für Erwachsene und FarmFerienWochen und einen Tag GemüseSchule für Kinder, wo alle mitmachen können bei der alltäglichen Versorgung von Tieren, Beeten und Weiden – so wie es in der Landwirtschaft jeden Tag viel zu tun gibt, unterschiedlich je nach Jahreszeit. Futter ernten, Heu raufen, Zäune pflegen, Regenwasser einfangen oder Ernten und Verarbeiten sind Fähigkeiten, die allen Lernenden zugute kommen. Wenn sie wissen, wieviel Arbeit darin steckt, lernen sie den wirklichen Wert von Gemüse oder einem Stück Fleisch schätzen. Als Institution könnte SchenerLand Vorbildcharakter haben: hier sind ausgewiesene Fachkräfte am Werk, die Interessierte in Farmpädagogik ausbilden (alle Links unten).
Sommerfest mit Köstlichkeiten…
Auf der MitmachFarm ist immer was los. Und es wird gefeiert. Wie zum Beispiel am 27. Juni 2015. Ein Sommerfest mit Schafschur, Kultur und kulinarischen Köstlichkeiten. Letztere waren unter anderem die Brennessel-Walnuss-Focaccia mit Wildkräuter-Parmesan-Pesto von Jens Clausen. Bevor man beides kosten konnte, lud der Koch, Ernähungsberater und Wildkräuter-Experte zu einem kleinen Wildkräuter-Rundgang auf dem Gelände ein. Giersch, Ziest, Gundermann, Schachtelhalm, Knoblauchsrauke – zu jedem Kraut hatte Clausen Genußtipps oder sogar ein leicht nachzumachendes Rezept parat.
…und Schafschur
Höhepunkt des Festes war zweifellos die Schur der neun Schafe. Zwei Profis, die am vormittag bereits 300 Schafe von der Wolle befreit hatten, rasierten den erstaunlich ruhigen Tieren zügig die Wolle ab. Trauriger Fakt: die Wolle will keiner haben. Dumpingpreise der gigantischen Schaffarmen in Neuseeland oder Patagonien spielen dabei ein Rolle und es wird einfach zu wenig hiesige Wolle nachgefragt. Aber der Schafspelz wird trotzdem als Zugabe zum Kompost genutzt und zum Schutz von Pflanzen und Bäumen vor Frost. Nichts geht verloren! Zum Glück auch kein altes Bauernwissen, wie dieses Beispiel beweist. Nachahmer erwünscht!
Und hier die Links:
Besuche Schenerland virtuell
Jens Clausen lernst du hier kennen
Veröffentlicht am 29.06.2015