Wenn Aegopodium podagraria die ersten Blätter hervorstreckt, haben wir die perfekte Zutat für #detox und #gruene #smoothies?

Giersch, Aegopodium podagraria, wird auch Gichtkraut oder Geißfuß genannt

Wichtigstes Erkennungsmerkmal: der dreieckige Hohlstengel
Detox mit Chlorophyll
In den ersten sonnenreichen Märztagen drängen zwei Wildkräuter mit unbändigem Lebenswillen ans Licht: der Giersch (botanischer Name: Aegopodium podagraria) und das Scharbockskraut (Ficaria verna oder Ranunculus ficaria). Aus gutem Grund konzentrieren wir uns auf ersteres: Jetzt schmecken die jungen Geißfuß-Blättchen am besten. Wer ohnehin gerade dabei ist, seinen Körper mit Hilfe von grünen Smoothies zu entgiften, sollte statt des oxalsäurereichen Spinats oder nitratbelasteten Supermarkt-Salats bevorzugt das überall wuchernde Blattgrün verwenden. Auch als zart gedämpftes Gemüse oder als Pesto liefert es unseren Zellen ein reiches Spektrum an gesundheitsfördernden Substanzen – Chlorophyll und mit ihm viel Eiweiß, Eisen, Kalium, Magnesium und, und, und. Dabei gibt es nur eines zu bedenken: möglicherweise verträgst du das Doldengewächs nicht.
Nur gesunde Inhaltsstoffe?
Es ist gar nicht so einfach, eine komplette Liste aller Substanzen zu finden, die in Aegopodium podagraria enthalten sind. Es könnte also durchaus sein, dass in dieser langen Aufzählung nicht alle Bestandteile aufgeführt sind:
Chlorophyll | Blattgrün, Lichtsammelkomplex | magnesiumreich, fördert Entgiftung |
Ätherische Öle | typisch für Pflanzenfamilie Apiales oder Umbelliferae | erinnert an Möhre, Pastinake |
Hyperosid | wasserlöslicher Pflanzenfarbstoff (gelb) | Abwehr gegen Fraßfeinde |
Isoquercetin | wasserlöslicher Pflanzenfarbstoff (gelb) | Abwehr gegen Fraßfeinde |
Kaffeesäure | Phenolsäure | krebshemmender Effekt umstritten |
Chlorogensäure | Phenolsäure | Antioxidans, möglicherweise antidiabetisch, noch ungenügend untersucht |
Vitamin C | Vitalstoff | Antioxidans, bei Mangel Skorbut |
Vitamin A | fettlöslicher Vitalstoff | vielfältige physiologische Funktionen, bei Substitution Gefahr Überdosierung |
Cumarine | Duftstoff (s. Waldmeister, Vanille, Tonkabohne) | verdünnt Blut, maßvoll genießen |
Eisen | Spurenelement | fördert Sauerstoffaufnahme im Blut |
Kupfer | Spurenelement | fördert Funktion vieler Enzyme, Mangel: Sprue, Morbus Crohn, Mukoviszidose |
Kieselsäure | Mineral | Vorkommen in Knorpel, Fingernägeln, Haaren, festigende Wirkung umstritten |
Mangan | Spurenelement | fördert Funktion vieler Enzyme, Mangel: selten |
Titan | Mineral | physiologische Funktion unbekannt |
Bor | Halbmetall | möglicherweise essentiell für Knochenstoffwechsel und Hirnfunktion, Überdosierung toxisch |
Kalium | Alkalimetall, Elektrolyt | Blutdruck, Knochenstoffwechsel, Überdosierung: letale Herzrhythmusstörungen |
Saponine | pflanzlicher Defensivstoff | Abwehr gegen Pilzbefall und Fraßfeinde |
Eiweiß | liefert essentielle Aminosäuren | Vitalität, Muskelaufbau, Mangel in Industriestaaten: sehr selten |
Lektin (in der Wurzel) | Pflanzeneiweiß | Abwehr gegen Fraßfeinde |

Grüner Smoothie? Giersch gründlich waschen – versteht sich eigentlich von selbst…
Wie in jeder Pflanze sind auch in Aegopodium podagraria (auch Gichtkraut, Dreiblatt, Hennätöpli, Gänsekohl oder Ferkeltritt genannt) unzählige Stoffe enthalten, die dem menschlichen Organismus zuträglich sind. Aber auch eine Reihe von Substanzen, mit der die Pflanze Fraßfeinde abwehren will. Diese können bei empfindlichen Konstitutionen zu Unverträglichkeitsreaktionen führen. Sollten dir also weder der Geschmack noch der Geruch von Giersch zusagen, dann meide ihn (lies dazu auch das Büchlein Somatische Intelligenz von Thomas Frankenbach), egal wie fantastisch seine Detox-Wirkung sein soll. Es kann gut sein, dass er dir nicht bekommt. Das gilt vor allem für den Genuss von Smoothie oder Pesto. In beidem kommt das Wildkraut roh zum Einsatz. Heißt: unter Umständen wurden schädliche Substanzen (Hyperosid, Isoquercetin, Cumarine, ätherische Öle wie etwa Terpene oder andere ) nicht durch Kochen unschädlich gemacht. Entwickelt dein Körper jedoch im Gegenteil einen Giersch-Hunger, entfaltet das Gichtkraut vielleicht sogar eine seiner volksmedizinisch überlieferten Wirkungen. Es soll helfen bei: Gicht und Rheuma, leicht harntreibend sein, entsäuern und eine krampflösende und entzündungshemmende Wirkung besitzen. Probier es einfach mal aus – die Gartenbesitzer deines Vertrauens werden dir ihren Giersch förmlich aufdrängen.
Und hier die Links:
Wolfgang Storl hat ein Rezept für fermentierten Giersch auf Lager – als Sauerkraut. Gefunden unter dem etwas zweifelhaften Rubrum Giersch – Segen oder Fluch? (bitte bis ganz nach unten scrollen)
Natürlich hat La Herbalista alias #gierschqueen die besten Giersch-Rezepte-Sammlung
Bei Heilpflanzen Wiethase gibt’s prima Informationen
Solltest du ein Faible für Toxikologie haben (auch im Veterinärbereich), wirst du hier fündig. Übrigens mögen Schweine, Kaninchen und Meerschweinchen den Giersch sehr gern
Das Dr. Pandalis Kalium Granulat besteht zur Hauptsache aus Giersch = Dreiblatt
Die unaufgeregtesten Beiträge zum Aufreger Lektine stammen von Felix (Urgeschmack) – lesenswert für Rohkost- und Paleo-Fans, denen sich beim Lesen der Tabelle ganz unten die Nackenhaare aufgestellt haben

Scharbockskraut – Vitamin C-Spender par excellence – dazu später mehr
Veröffentlicht am 10.03.2016
Danke für den schönen Artikel über Giersch. Ich gehe regelmäßig zu Kräuterwanderung bzw. sammele sie mittlerweile auch selbst und verwende sie in der Küche. Mit der Wirkung für die Gesundheit kenne ich mich leider kaum aus. Mein Thema waren bisher die essbaren Wildkräuter aus dem Wildkräutergarten in Lambsheim / Pfalz. Und hier etwas über Giersch: http://selbstbewusstgesund.de/ernaehrung/essbare-wildkraeuter-3/
Liebe Grüße
Elke
Der Beitrag ist gut und regte mich an gestern wieder in Wald und Flur zu gehen. Es war sehr, sehr kalt und der Wuchs von den Kräutern: Brennnessel, Schafgarbe, Schaumkraut, Spitzwegerich und Giersch ließ sehr zu wünschen übrig.
Ich habe trotzdem gesammelt und gleich abends noch Tee gekocht.
Im Februar waren die Kräuter schon größer und ich habe sogar die Wiesenmargerite schon ausgebuddelt und auf meinem Balkon eingepflanzt. Gestern habe ich an den Stellen kaum was gesehen. Die Pflanzen ziehen sich wieder in die Erde zurück.
Zu Elke. Es gibt ein Buch: „Essbare Wildpflanzen“ von Fleischhauer, Gutmann und Spiegelberger. Kostet ca. 10,00 EURO. Das war für mich der Einstieg.
Na, dann viel Spaß beim Sammeln und kostet keinen Cent. Ich denke, dass ist auch besser, als wenn man Produkte aus fremden Ländern kauft.
Monika
Vielen Dank für den Artikel. Für Kräuterwanderungen kenne ich mich leider nicht gut genug aus, aber bei uns gibt es Samstags auf dem Markt einen Stand, der Wildkräuter für Grüne Smoothies anbietet.
Da ich selbst unter einer chronischen Darmentzündung leide, achte ich sehr auf meine Ernährung und Wildkräuter enthalten nicht nur viel Chlorophyll, sondern auch viel Kalium, das entzündungshemmend wirkt. Hier ist ein interessanter Artikel dazu: http://www.feuer-im-darm.de/kalium-geheimwaffe-gegen-morbus-crohn-und-colitis-ulcerosa/
Und darüber hinaus ist Giersch ja auch eine Zutat für die Frankfurter Grüne Sauce, die ich über alles liebe.
Liebe Grüße, Julia