Seid nett zueinander

In Teil 2 der Serie »Anatomie der Entgiftung« geht es um die Leber – und wie man sie gesund erhält

Was sie alles kann

Nach den Nieren ist die Leber das wichtigste Entgiftungsorgan des Körpers. Sie wiegt bis zu 1,5 Kilogramm und ist streng genommen eine Drüse. Das heißt, sie produziert Enzyme, Proteine, Hormone und Cholesterin. Pro Minute filtriert sie 1,5 Liter Blut, um ihre zahlreichen Aufgaben zu erfüllen: die Verarbeitung, Umwandlung, Verteilung und Bereitstellung von allem, was wir zu uns nehmen. Die Leber baut alte und defekte Zellen ab, setzt Eisen zur Wiederverwertung frei, speichert Vitamine und Zucker, fabriziert Gerinnungsstoffe und Entzündungsmarker. Jeden Tag sondert sie etwa 1 Liter Galle ab, damit wir Fett verdauen können. Giftige Substanzen wandelt sie in ungiftige um – das betrifft auch den Alkohol, den sie mit Hilfe ihrer Enzyme in harmlose Essigsäure verwandelt. Auch Bakterien, Parasiten und bestimmte chemische Stoffe/Medikamente macht die Leber unschädlich – kurz: mit ihr ist nicht zu spaßen.

Woran man eine gestresste Leber erkennt

 

Paradebeispiel für eine gestaute Leber ist der Journalist Ken Jebsen (siehe das unten verlinkte Video). Ständige Gereiztheit, unkontrollierbare Wutausbrüche, unablässiges Grübeln darüber, wer einem Unrecht getan hat: All das sind emotionale Hinweise, dass die Leber überfordert ist. Dieser Leib-Seele-Zusammenhang ist keineswegs neu. Das Wort »cholerisch« verweist auf den Begriff »Chole« gleich »Galle«, geprägt von den Medizinern des Altertums Hippokrates, Galenus oder Paracelsus. Eine Leber wird dann gestaut, wenn sie ständig arbeiten muss und nie zur Ruhe kommen darf. Dann bildet sie Steine, die die winzigen Lebergänge verstopfen und zuletzt in der Gallenblase abgelagert werden. Dass man bei jeder Kleinigkeit an die Luft gehen könnte, ist aber nicht der einzige Warnhinweis. Im Folgenden eine (unvollständige) Liste weiterer Frühsymptome:

    • Zwei bis drei tiefe, senkrechte Falten zwischen den Augenbrauen
    • Haarausfall Kopfmitte
    • Ständige Rötung der Augen
    • Dick belegte Zunge im hinteren Bereich
    • Dunkle Punkte oder Verfärbungen auf den Lippen
    • Verdauungsprobleme, Hang zur Verstopfung
    • Neigung zu Migräne
    • Fett- und Alkoholunverträglichkeit
    • Chemosensitivität
    • Chronische Schmerzen in der rechten Schulter

Leberreinigung nach Moritz – ja oder nein?

 

Über die Leber könnte man ein ganzes Buch schreiben – und Andreas Moritz hat das auch getan. Der Heilpraktiker hat den Ratgeber »Die wundersame Leber- & Gallenblasenreinigung – ein kraftvolles Verfahren zu Verbesserung Ihrer Gesundheit und Vitalität« verfasst und damit einen internationalen Bestseller lanciert. Das Verfahren, das er zur Reinigung der Leber beschreibt, hat er im wesentlichen von der US-Physiologin Dr. Hulda Clark übernommen. Es handelt es sich um eine Methode, mit der man sich ohne OP von Gallensteinen befreien kann. Inklusive Vorbereitung, Durchführung und Nachsorge dauert die Prozedur mehrere Tage. Sie birgt unappetitliche Aspekte, in denen Bittersalz und Einläufe eine Rolle spielen (Details im Link unten). Warnung: Wer sich nicht buchstabengetreu an jeden einzelnen Schritt hält, gefährdet ernsthaft seine Gesundheit! Es wird von Fällen berichtet, die statt an sieben aufeinander folgenden Tagen einen Liter Apfelsaft zu trinken, an einem Tag sieben Liter Apfelsaft getrunken haben. Sie kamen mit lebensgefährlichen Herzkomplikationen ins Krankenhaus. Ihr Elektrolyt-Haushalt war total entgleist. Moritz‘ Do-It-Yourself-Leberreinigung wird von Schulmedizinern meist abgelehnt. Das Argument: Bei den ausgeschiedenen »Steinen« handele es sich nicht um Steine, sondern lediglich um verestertes (über Nacht verklumptes) Olivenöl, welches am Vorabend der eigentlichen Leberreinigung in großer Menge getrunken wird. Es gibt jedoch Erfahrungsberichte, die das bestreiten. Sie stammen von Menschen, die sich von »echten« Steinen befreit haben und chronische Kopfschmerzattacken oder Rückenschmerzen durch im Hause durchgeführte Leberreinigungen losgeworden sind. Fazit: Ein »Liver-Flush« ist nur zu empfehlen, wenn der Arzt im Ultraschall KEINE GROSSEN Steine in der Gallenblase entdeckt hat – man aber trotzdem das Gefühl hat, das Organ sei belastet. Eine Leberreinigung sollte im Idealfall von einem naturheilkundlichen Arzt oder Heilpraktiker begleitet werden. PS: Andreas Moritz, der mit seinen Büchern so sehr um (s)eine stabile Gesundheit gekämpft hat, ist mit 58 Jahren verstorben. Ursache: ein angeborener Herzklappenfehler.

Was der Leber gut tut

 

Die jugendliche Leber ist strapazierfähig und verzeiht Exzesse aller Art. Doch irgendwann stößt auch das regenerationsfähigste Organ an seine Grenzen. Ende Vierzig, Anfang Fünfzig: In der Regel treten die ersten Steinleiden im mittleren Lebensalter auf.  Sorgen, Stress und Reizüberflutung mag die Leber nicht. Aber auch kein übermäßiges Essen, denaturierte oder kalorienreduzierte Lebensmittel mit vielen Zusatz- und Konservierungsstoffen sowie reichlich Alkohol. Auch die berühmten 5 kleinen Mahlzeiten am Tag überfordern das Organ – selbst die Deutsche Gesellschaft für Ernährungswissenschaft rückt allmählich von diesem Dogma ab. Was mag die Leber stattdessen? Hier eine kleine Aufzählung:

  • Viel Wasser trinken: egal ob heiß oder kalt, Puristen wählen durch langes Kochen ionisiertes Wasser
  • Stressvermeidung: vor allem kein Binge-Serien-Gucken oder Dauer-Facebook, viel Schlaf, Überarbeitung vermeiden
  • Traditionelle Chinesische Medizin: kühlende, säuerliche Speisen und Suppen entlasten die Leber, die nach TCM dem Holz-Element zugeordnet wird (hier ein prima Link)
  • Regelmäßig Essen: 3 x täglich zu festen Zeiten, nicht zwischendurch naschen, zwischen den Mahlzeiten einen Abstand von drei bis vier Stunden lassen
  • Alkohol in kleinen Mengen: versteht sich von selbst
  • Sport: keine Überanstrengung, gern im aeroben Bereich (Ausdauersportarten wie Radfahren, langsam Joggen, Schwimmen)

 

Und hier die Links:

Leseprobe aus dem Buch »Die wundersame Leber-& Gallenblasenreinigung«

Und zum Schluss: Ken Jebsen beschimpft sein Publikum – Ferndiagnose: Leberprobleme

Veröffentlicht am 29.03.2015

2 Gedanken zu „Seid nett zueinander

    1. kirstinruge Beitragsautor

      Manche Ärzte erkennen nichts in der Leber – vor allem keine zur Hauptsache aus Cholesterin bestehenden »Steine». Würde mich freuen, wenn es hier in der Ärzteschaft Fortschritte gäbe…

      Antworten

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