Minitopia now!

Was tun, wenn die Krise kommt? Bei Minitopia in Hamburg Wilhelmsburg probieren wir, was geht und was nicht geht

Gemeinsam sind wir reich

Crowdfunding ist toll. Findest du nicht? Die dort vorgestellten Projekte schenken dir den Glauben an die Menschheit zurück. Naja, nicht alle. Aber die meisten. Ohne Schwarmfinanzierung hätte es zum Beispiel den ökologischen Schutzanstrich gegen Schnecken Schnexagon nie gegeben. Auch nicht Guppyfriend. Dahinter steckt ein Waschbeutel, der so feinmaschig ist, dass er bei jedem Waschgang Mikroplastik aus dem Wasser fischt. Ohne Crowdfunding würde er nicht entwickelt. Besonders charmant ist die Idee der Gemeinschaftsfinanzierung aber vor allem deshalb, weil sich auch Leute mit kleinem Geldbeutel daran beteiligen können. Frei nach dem Motto: Gemeinsam haben wir Knete! Kollektiv und grenzüberschreitend können wir ein enormes kreatives Potenzial freisetzen – und das sollten wir tun!

Minitopia: Große Vision in klein

Ein Projekt mit extremst crowdigem Potenzial entsteht gerade in Hamburg-Wilhelmsburg. Dort haben Stefanie Engelbrecht und Katrin Schäfer eine alte Brummi-Werkstatt inklusive verwildertem 1000 Quadratmeter-Grundstück angemietet. Ihr Projekt heißt Minitopia. Was dort alles am Start ist, umreißt das Vereinsmotto »Spielplatz urbaner Selbstversorgung« recht gut. Damit Steffi und Käthe die nötige Infrastruktur für ihr Experimentierfeld schaffen können, braucht es allerdings Starthilfe. Deshalb haben die beiden auf Startnext ein Crowdfunding gestartet. Jetzt fragst du dich: Infrastruktur, hä? Klingt irgendwie abstrakt. Naja, es handelt sich um Dinge, die wir gern als gegeben voraussetzen. Wie zum Beispiel die Bereitstellung von Klos, Wasser, Heizung, Miete, Strom, Haftpflichtversicherung und dergleichen. Was man eben so alles braucht, wenn man sich in einem Freiraum wohlfühlen möchte.

Lernziel: Autarkie

Denn genau darum geht es: um einen Freiraum. Von der Crowd für die Crowd. Minitopia stellt Flächen, Wissen, Werkzeuge und anderes mehr zur Verfügung, um uns alle auf mögliche krisenhafte Zuspitzungen vorzubereiten. »Meine Bibel«, sagt Stefanie, »ist das Große Buch der Selbstversorgung von Dick und James Strawbridge«. Vor ein paar Jahren erlebte die hauptberuflich als Fund-Raiserin tätige Juristin einen mehrstündigen Stromausfall in Berlin. Die daraus resultierende, sich rasch entwickelnde Hysterie gab ihr zu denken. Spätestens seit der Finanzkrise 2008 und der Empfehlung der Bundesregierung, sich für den Notfall zu bevorraten, scheint ihr der weit verbreitete Wunsch nach mehr Autarkie nur allzu verständlich. Die Mitgliedschaft in dem weltumspannenden Netzwerk Alternation e.V. tut ein übriges: mit dem Wunsch nach Veränderung sind Steffi und Käthe weiß Gott nicht allein. Im Gegenteil: überall auf dem ganzen Globus gibt es derzeit eine ähnliche Art von Aufbruchstimmung.

Hands on

»Von Palettenmöbel, Solarkocher, Minikomposter oder Insektenhotel über Kräuterkurse, Window-Farming oder Balkonbegrünung bis Naturkosmetik, Kräuterlimonade, Fermentation oder Kochen mit dem Kochsack – wir wollen alles ausprobieren!«, schreiben die Minitopistinnen auf ihrer Website. Vorrang haben allerdings zunächst die mobilen Hochbeete, die in Zusammenarbeit mit Edouard van Diem und dessen Studenten vom Hamburger Permakultur-Campus gebaut werden sollen. Rund 25 Hochbeete können Patinnen und Paten in der kommenden Gartensaison auf dem Minitopia-Gelände »bewirtschaften«. Schon mehr als 37 Personen haben ihr Interesse dafür angemeldet. Aber auch das (weitere) Entmüllen des verwilderten Grundstücks, das Ordnen von Chaos und andere meditative Dinge stehen an. Jede helfende Hand ist willkommen: Minitopia ist grundsätzlich offen für alle.

Was, wie und warum alles in den kommenden Wochen geplant ist, steht im Kalender.

Adresse: Georg-Wilhelm-Straße 322, 21107 Hamburg

Öffnungszeiten:

Mittwoch -Freitag: 16-19 Uhr und nach Absprache

Sonnabend/Sonntag: 11-18 Uhr

Feiertage aktionsbezogen

Und hier die Links:

Zur Inspiration hier noch ein Beitrag vom Deutschlandfunk über das Containerplatzprojekt Hannover

Und weil er so schön ist, zum Schluss ein Film über den Bau der Schaluppe – ein Beispiel gelungenen Crowdfundings:

Veröffentlicht am 30.04.2017

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