Kleine Nachlese 18. Juni 2016 vom Craft Market an der Rindermarkthalle – Applaus, Applaus!
Menschen wie du und ich
Wie war’s so, auf dem Craft Market (17.-19. Juni 2016) an der Rindermarkthalle? Wirkliche Craftbeer-Afficionados kauften sich wahrscheinlich ein Drei-Tagesticket für 10 Euro – die einzige Möglichkeit, unter Wahrung von Haltung und Würde alle der 25 vertretenen Brauereien verkostend kennenzulernen. Das Gros der Craft Market Besucher aber war einfach nur neugierig und verbrachte mit Kind und Kegel entspannte Stunden in der Sonne sitzend, Manufaktur-Käffchen trinkend, Eis schleckend, Live-Musik genießend, Leute guckend und sich eine vernünftige Grundlage an einem der Foodtrucks verschaffend (Pizzanomaden übrigens mit selbst geschmiedeten holzbefeuertem Ofen). War dies erledigt, nahm man lässig die Rampe hoch zum Parkdeck.
Microbrauerei vs. US-Riese
Hier warteten aus Paletten roh, aber einheitlich gezimmerte Mini-Tresen auf mal mehr, mal weniger fachkundiges Publikum. In der Luft ein angenehmer Pub-artiger Geräuschpegel, das Geschlechterverhältnis geschätzte ♂ 7 : ♀ 3, man hörte schon noch Fragen wie: »Was ist eigentlich IPA?», aber auch die selbstbewusst vorgetragene Behauptung: »Berliner Weiße schmeckt verglichen mit belgischem Gueuze nur sauer.« Es wird diskutiert, ob Dosen das neue Ding seien. Pro: frischer kann man Bier nicht bekommen, es ist lichtgeschützt, kein Sauerstoff stört. Umweltschutzmäßig gesehen erleichtern Dosen die Logistik, sie sind leicht, zusammenfaltbar und werden erneut zu Dosen recycelt. Sind sie nicht bisphenolbeschichtet (eine hormonähnlich wirkende Substanz), lagert sich Aluminium angeblich nicht im Körper ab (zur Erinnerung: in Gehirnen von Alzheimer Patienten findet man aluminiumhaltige Plaques). Contra: der deutsche Markt ist für Dosenbier nicht bereit, ich habe mir gerade eine Flaschenabfüllanlage gekauft, man muss Flaschenbier nicht zwingend auf einem sonnigen Balkon lagern, sondern kühl und dunkel, das passt schon.
Arrogant Bastard vs. Salty Dick
Der Markt fängt um 15:00 Uhr an, zwei Stunden später diffundiert die Nähe zum Kiez ins Gewölbe. Frauen suchen die Nähe zu schweren Jungs und klammern sich bei einem »Salty Dick» an den Stand der Amsterdamer Brauerei Oedipus. Bei der US-amerikanischen Craftbeer-Größe Stone-Brewing, jetzt in Berlin, interessiert sich die Mehrheit für »Arrogant Bastard«. Nur in Hamburg? »Nö», die Anwort, »immer und überall.« Lernkurve: Kreativ sollte nicht nur das Bier, sondern auch dessen Name sein. Die Bierverkostungsregel »von hell zu dunkel, von schwarz zu stark« ausser Acht lassend, zieht es mich jeweils zu den Ständen, an denen sich sekundenweise eine Lücke auftut. Zwischendurch spüle ich mein Pfandglas im »Spülboy«, gut durchdacht das System. Mein persönliches Highlight: »Darkness», gebraut von der Hamburger Mikrobrauerei Circle 8 Brewing, gerade mal fünf Kilometer vom eigenen Wohnort entfernt. Kurze Wege, geht doch!
Und sonst?
Ein bisschen schade: die Designabteilung wirkte eher wie ein Wurmfortsatz und leicht fehl am Platz. Biertrinker interessieren sich wohl nicht wirklich für Zierkissen und Yogabeutel. Dabei gab es auch hier Schönes zu entdecken: etwa die Karten und T-Shirts von Bergith Lassen, stylishe Taschen und – surprise!- im Eichenfass gereifter Korn (aka Klarer, Schnaps). An dieser Stelle könnte man am Konzept noch etwas feilen, optimal ist das nicht. Wirklich »street« wurde es dann erst VOR der Rindermarkthalle, außerhalb des Craft Markets, wo es keinen Eintritt kostet und Latin-oder Thai-Streetfood, Manufakturen wie Frau Frucht und Herr Gemüse oder die regionale Schorle-Spezis Von Hand zu Hand ihre Angebote machen.

DJ Tim (Booking über FB @trebbis) vor der Rindermarkthalle 18. Juni 2016, Hamburg
PS: Dem DJ sei Dank habe ich den Rest des Abends bei youtube verbracht und schließlich Outkasts »Spottieottiedopalicious« wiederentdeckt, falls das von Interesse sein sollte…
Hier geht die Party weiter!
Und hier die Links:
Alle Infos auf einen Blick: Craft Market, 17.-19.Juni 2016, Hamburg
Persönliche Favoriten: Bock O’Range von Wildwuchs Hamburg, Trainingslager von Mashsee, die Biere von Oliver »Big Lebowski« Wesseloh (Kehrwieder Kreativbrauerei) und, falls man noch ein Fläschchen ergattern kann: Der Salonspezialist von Hopperbräu
Spannend: Playground Coffee mit dem besten Art Work ever
Veröffentlicht am 19.06.2016