Immer wieder geistern Anthocyane und andere Radikalenfänger durch die Anti-Aging-Szene. Mit dem sogenannten ORAC-Wert lassen sich ihre verjüngende Eigenschaften messen. Doch wie aussagekräftig ist dieser Wert?
Wofür steht ORAC?
Die Oxygen Radical Absorption Capacity ORAC wurde erstmals 2001 in den USA vorgestellt. Man unterscheidet bei den untersuchten Lebensmitteln nach fett- und nach wasserlöslichem ORAC. Als Vergleichsmaßstab gilt ein Abkömmling des Vitamins E, welches man Trolox nennt. Der ORAC-Wert wird deshalb auch als Trolox-Äquivalent bezeichnet.
Große Versprechen
Anfangs versprach man sich von dem ORAC-Wert Großes: Er sollte Auskunft darüber geben, mit welcher Art von Nahrung man gegen Herzkrankheiten, Diabetes, Alzheimer oder Krebs kämpfen konnte. Die amerikanische Landwirtschaftsbehörde USDA stellte verschiedene ORAC-Werte sogar online. Doch 2010 wurde die Tabelle wieder vom Netz genommen. Begründung: Bei den Messungen handele es sich um reine Laborwerte, gemessen in Reagenzgläsern. Sie gäben keinerlei Auskunft über die Wirkweise der untersuchten Lebensmittel im menschlichen Organismus.
Alles nur Humbug?
Der ablehnenden Haltung der USDA zum Trotz wird weiter geforscht. Im August 2013 nahm etwa die Zeitschrift „Food Chemistry“ eine Studie chinesischer Forscher der Universität Shanghai an und veröffentlichte sie. Die Forscher wiesen am Beispiel von Pflanzenpigmenten (Anthocyanen) von Auberginen und Rettich eine antioxidative Wirkung nach. Sie begründeten ihr Ergebnis weniger mit den chemischen, sondern mit den physikalischen Eigenschaften der Moleküle. Dabei ging es um die Aufnahme, beziehungsweise die Abgabe von Elektronen. Freilich: Auch das sind Erkenntnisse aus dem Reagenzglas. Man darf trotzdem gespannt sein, wie es mit dem ORAC-Wert weiter geht.
ORAC Werte im Vergleich
Traubenkernmehl, Kakaobohnen, Kokosblütenzucker, Acai- oder Aroniabeeren, Moringa und andere: Sie alle werden mit Hilfes ihres hohen ORAC-Werts vermarktet. Auf dem Portal Orac-Info gibt es die von der USDA zurückgezogene Tabelle noch immer zum Download. Je höher sein ORAC-Wert, desto höher soll die antioxidative Kraft eines Lebensmittels sein. Hier ein paar willkürliche herausgepickte Werte im Vergleich. Sie beziehen sich jeweils auf 100 Gramm:
Total ORAC
Avocado | 1922 |
Bananen | 795 |
Kiwi | 1210 |
Ahornsirup | 590 |
Kokosblütenzucker ca. | 2000 |
Kakaopulver dunkel | 55653 |
Cashewnüsse | 1948 |
Haselnüsse | 9645 |
Und hier die Links:
Studie von der Universität Shanghai
Die ORAC-Vergleichsliste, die die USDA 2010 zurückgezogen hat