Schon die Packung hätte mich misstrauisch machen sollen. Aber was tut man nicht alles, wenn man eine liebe Freundin zum Sonntagskaffee erwartet und sich im veganen Selbstversuch befindet?
Oh nein — Margarine!
Es ist soweit: Ich backe meine erste 100 % vegane Sahnetorte. Als Berufstätige weiß ich Backmischungen zu schätzen. Besonders alle Backmischungen vom Bauck-Hof. Der Schoko-Kuchen ergibt einen idealen Tortenboden. Einfach in eine kleine Tortenform geben, backen, einmal in der Mitte mit einem Zwirnfaden durchtrennen, belegen, fertig. Davon hatte ich noch eine Packung im Haus. Das Gute: Fast alle Bauck-Hof-Backmischungen funktionieren auch ohne Milch und Ei. Beim Blick auf die „Vegan“-Anleitung dann das erste Stöckchen, über das ich springen muss: Neben Wasser MUSS geschmolzene Margarine genommen werden – eine Form von Fett, die ich als überzeugte Anhängerin von Dr. Johanna Budwig seit Jahren meide. Rein zufällig hatte ich aber noch vegane Margarine im Kühlschrank — übrig geblieben von der Weihnachtsbäckerei —, und, — typisch für ein hoch prozessiertes „Lebensmittel“ —, noch in tadellosem Zustand. Schnell weg damit! Die fehlenden paar Gramm ersetzte ich durch etwas Kakaobutter aus dem Reformhaus (ein veganes Fett ohne viel Nebengeschmack). Kurzum: Der Teig für meine vegane Sahnetorte war in Sekunden fertig, in knapp einer Stunde gebacken und kühlte über Nacht im Ofen aus.
First Steps
Am nächsten Morgen konnte das Abenteuer beginnen. Von der Bloggerin íllith (Link unten) wußte ich bereits, dass die Schlagcreme Hulala, die ich in Hamburgs erstem veganen Supermarkt gekauft hatte (stand wohl nicht umsonst ganz unten bei der Bückware) abartig süss schmecken musste. Ich hatte also vorsichtshalber eine Handvoll Cashew-Kerne über Nacht eingeweicht, um irgendwas Sahneartiges von einigermaßen dezenter Süsse zu fabrizieren. Ich wollte nicht ganz auf Hulala zurückgreifen müssen. Gereifte Mangos hatte ich leider nicht. Aus meiner Makrobiotik-Zeit wusste ich, dass man mit Hilfe von Agar-Agar und Fruchtsossen oder -säften etwas durchaus Cremiges ohne Zusatz von Milchprodukten oder Soja herstellen kann. Und damit das gefürchtete Ersatz-Dilemma umgeht. Es besteht bekanntlich darin, dass Ersatz-Produkte nur selten genau so gut wie das Original schmecken. Ich kochte also eine Flasche Mango-Orangen-Fruchtsauce mit zwei Eßlöffeln Bio-Agaranta von Biovegan auf und ließ es im Kühlschrank zu einem fruchtigen Gelee erstarren. Das pürierte ich mit den Cashews, gab eine Prise Salz und ein bisschen Vanillepulver dazu, raspelte etwas Limonenschale hinein und rundete das Ganze mit dem Saft einer halben Limone ab. Das Ergebnis war schon mal lecker. Aber eben nicht sahnig!
Auftritt vegane Schlagcreme
Jetzt konnte das wahre Abenteuer beginnen. Irgendwo hatte ich gelesen: „Mit Hulala plus erwartet Sie die vegane Backrevolution. Nutzen Sie unsere vegane Sahne genau wie herkömmliche süße Sahne. Weiterer Vorteil: das Produkt ist säureresistent. Dies ermöglicht die einfache Zugabe von sauren Früchten und Säften.“ ( Übrigens: Man muss die Schlagcreme für mindestens 12 Stunden kalt stellen, sonst wird sie nicht fest.) Ich quirlte cirka 200 Milliliter. Dabei übersah ich geflissentlich die Angabe der Inhaltsstoffe — zum Beispeil den hohen Zuckeranteil, die hydrogenisierten/gehärteten Fette, von denen man nachweislich weiß, dass sie die Arterien verstopfen. Ich überlas die Emulgatoren, den Sorbit-Sirup, die Zellulose. Ich wollte ja partout die coole vegane Sahnetorte. Und damit das Ganze auch tortenmäßig fest würde, kam noch ein Löffelchen Bindobin dazu, mit dem man auch kalte Speisen binden kann. Anschließend zog ich das Cashew-Mango-Gelee unter den…nun… veganen Chemiebaukasten, wie es im Blog runvegan heißt. Und, tata! Es entstand eine sahneartige Mango-Creme als Tortenbelag.
Sie sieht gut aus!
Mal abgesehen von dem logistischen Aufwand, der bis hierhin zur Produktion der Torte nötig gewesen war, ging jetzt alles verhältnismäßig zügig. Ich bestrich die beiden Tortenboden-Hälften mit der Creme, stellte das Fabrikat in den Kühlschrank, und stäubte eine Stunde vor dem Erscheinen der Freundin Kakaopulver drauf. Die Torte sah richtig gut aus. Nach den ersten Bissen kamen wir überein: „Kann man essen.“ Das ist gut, aber nicht gut genug. Mit frischer Mango hätte man die Torte vielleicht auf „Wow, lecker!“-Niveau pimpen können. Denn anders als mit Butter und Eiern ist der Schoko-Teig ein bissel schwer, nicht ganz so fluffig. Über die Füllung lässt sich nur eines sagen: Es muss ein veganes Leben ohne Hulala geben!
Und hier die Links:
Der Blog runvegan von Illith
Immer gut: die Backmischungen vom Bauck-Hof
Immer wieder gut, man muss es nicht aufkochen: Bindobin von Tartex