Jetzt am Wegesrand

Feine Säure trifft holzige Noten – doch roh sollte man die Vogelbeere nur in kleinen Mengen geniessen

Leuchten jetzt rot im Herbstlicht: Vogelbeeren, die Beeren der Eberesche

Leuchten jetzt rot im Herbstlicht: Vogelbeeren, die Beeren der Eberesche

Die Vogelbeere: am besten erntet man sie nach dem ersten Frost. Dann wird ihre Bitterkeit abgemildert sein und ihre holzig-sauren Nunancen von feiner Süsse unterstrichen. Wer dazu keine Zeit hat, befreit sie von ihren Rispen und legt sie einfach in den Tiefkühler. In der Volksmedizin werden die Früchte der Eberesche als Mittel gegen Erkältungen und Skorbut (Vitamin C-Mangel) geschätzt. Roh sollte man Vogelbeeren aber nur in kleiner Menge verzehren, andernfalls drohen Erbrechen und Durchfall. Was also tun, wenn man den hohen Vitamin C-Gehalt der Vogelbeere nutzen und ihn nicht durch Einkochen zerstören will? Ganz einfach: man macht einen Likör oder einen Schnaps daraus (Links zu den Rezepten unten).

Wird in Skandinavien zum Braten gereicht: Vogelbeerengelee

Wird in Skandinavien zum Braten gereicht: Vogelbeerengelee

Man kann die Beeren natürlich auch vitaminschonend dämpfen. Im Anschluss mit leichter Hand zu einem Mus zerstampft, lassen sich damit Saucen, Getränke und Brotaufstriche würzen. Laut der Wildkräuter-Experten Fleischhauer, Guthmann und Spiegelberger wurde das getrocknete Mus früher in den Brotteig geknetet. Getrocknete Früchte eignen sich als Nascherei oder Zugabe zu Früchtetees. In der Volksmedizin, so die Autoren des Standardwerks »Essbare Wildpflanzen«, sei die positive Wirkung der Vogelbeere bei Gicht und Rheuma belegt. Die enthaltende Sorbinsäure hat darüber hinaus eine konservierende Wirkung gegen Pilze und Bakterien. Bevor man es synthetisch herstellen konnte, wurde aus Vogelbeeren Sorbit als Zuckeraustauschstoff für Diabetiker gewonnen.

Die neue nordische Küche

Margareta Schildt-Landgren präsentiert in ihrem wunderschönen Kochbuch »Die neue nordische Küche« ein einfaches Rezept für ein Vogelbeeren Gelee.  Das Buch wird noch ausführlicher hier im Blog besprochen: Es ist eine Schatzgrube für alle, die wissen wollen, wie die Skandinavier Tannenspitzen, Hagebutten und Vogelbeeren in wahre Köstlichkeiten verwandeln. Für den Anfänger eignet sich das Gelee:

Man braucht:

  • 1 kg Vogelbeeren
  • 600 ml Wasser
  • 360 Zucker
  • Pektin nach Bedarf

Die gut gewaschenen, rispenlosen Beeren werden etwa 15 Minuten gekocht. Leicht zerstossen und durch ein Mulltuch seihen. Man fängt etwa 500 ml Saft auf. Abmessen und mit dem Zucker ohne Deckel bis zu 20 Minuten einköcheln. Nicht länger kochen, sonst verfärbt sich das Gelee braun. Falls nicht genügend geliert, etwas Pektin (Reformhaus), bemessen nach Packungsangabe hinzufügen. In angewärmte, gründlich gereinigte Schraubgläser füllen und an einem kühlen Ort aufbewahren.

Margareta Schildt-Landgren - Die neue nordische Küche, AT Verlag, 24, 90 €

Margareta Schildt-Landgren – Die neue nordische Küche, AT Verlag, 24, 90 €

Und hier die Links:

Die allerbeste Sammlung von Wissenswertem über die Vogelbeere stammt von Bettina Fele-Sieger. Ladet unbedingt ihr Kräuterblatt Nr. 20 über die Eberesche runter – lohnt sich!

Die Vogelbeere bei Wikipedia

Wolf-Dieter Storl verrät uns in einem Newsletter, dass die Eberesche der nordischen Sonnengöttin Saule geweiht ist

Die neue nordische Küche, AT Verlag von Margareta Schildt-Landgren findest du hier

So wird Jarcebinka – Vogelbeerenlikör aus Tschechien – gemacht

Steinpilzrisotto mit Vogelbeeren und andere Leckereien gibt’s hier

Veröffentlicht am 27.09.2015

7 Gedanken zu „Jetzt am Wegesrand

  1. Bettina

    Der Tipp mit der Tiefkühltruhe ist super! Bei mir sind die Vogelbeeren schon längst von den Bäumen weg und es war noch kein Frost. Ich habe die Beeren mal sehr viel für Tee gesammelt und getrocknet, das ist auch super. Man sollte viel mehr die „Gaben“ aus unserer Natur nutzen. Bleibt bei der Herstellung von Likör etc. tatsächlich das Vitamin C erhalten wie bei den frischen Beeren???
    übrigens liegt die Giftigkeit der rohen Beeren an der Blausäure in den Kernen, wie auch in vielem anderen wie z. B im Holunder. In hohen Mengen tatsächlich tödlich, daher die Warnung ernst nehmen. (-;
    PS: danke für die tollen Links mit den pdf-daowloads, sehr wertvoll!

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    1. kirstinruge Beitragsautor

      Wenn man die Beeren roh in Wodka einlegt, müsste das Vitamin C erhalten bleiben. Aber ich bin keine Lebensmittelchemikerin und habe das nicht untersucht. Bei Schnaps dürfte der Vitamin C Gehalt auch eher zweitrangig sein … es wäre wenig ratsam, bei Vitamin C Mangel auf Sprithaltiges zurück zu greifen.

      Beim Einkochen gewinnt man den Saft und wirft Fruchtfleisch und Kerne weg. Wieviel Blausäure dabei in den Saft übergeht, vermag ich ebenfalls nicht zu sagen. Die Konfitüre ist sehr holzig und recht bitter – man kann davon nur kleine Portionen essen (oder eben, wie die Skandinavier, zu Fleisch). Todesfälle durch den Verzehr von Vogelbeerenmarmelade sind mir bei der Recherche nicht untergekommen…

      Antworten
      1. Bettina

        Blausäure wird bei Erhitzung abgebaut, deshalb gibt es immer den Hinweis „nicht roh verzehren“ (-; Also in Marmelade etc. ist das kein Problem mehr.
        Die Rückfrage mit dem Vitamin C kam von mir nur, weil Sie das in diesem Zusammenhang geschrieben haben, dass man so das Vitamin erhalten kann. Das hätte mich interessiert, weil ja sonst Vitamine nicht lang überleben. Dennoch danke für Ihre Antwort und viele Grüße!

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  2. Jette

    Ich bin erstaunt! Mir wurde früher im Kindergarten und auch noch in der Grundschule immer beigebracht, dass Vogelbeeren giftig sind und man die auf gar keinen Fall!! essen darf. Nun habe ich nach 30 Jahren das Gegenteil gesagt bekommen und were es demnächst direkt mal probieren! :)

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