Aufbruch der Regionen wäre ein zu pompöser Titel für diese kleine Messe namens FAIR FOOD – aber es geht in die Richtung
Wer bist du, was machst du?
Der Wettergott hielt nicht gerade eine schützende Hand über Fair Food, die kleine Messe für nachhaltigen Lebensmittelkonsum auf dem Gartendeck Hamburg. Aber vielleicht war das gerade gut – netzwerken geht wie von selbst, wenn man sich vor Regen flüchtend in ein winziges Gewächshaus zwängt, quasi Notgemeinschaft. Wer bist du, was machst du: solidarische Landwirtschaft trifft Frischepost, Fairmondo Foodsharing, Abgrenzungstrainer Blogger, Gartenguerillas Samenverstreuer – bei fast allen war irgendwas Aktivistisches am Start. Eingeladen hatte der Klub Wir wollen’s anders. Schon einmal hatten sie Interessierte zu einem Tag der Bewusstwerdung gebeten, im Oktober letzten Jahres ins Centro Sociale, unter dem Motto »Forum für faire Mode«.
Keine Angst vor Nähe
Der Trend, das zeichnet sich ja schon eine ganze Weile ab, geht klar in Richtung regional und saisonal. Überall im Land poppen Initiativen auf, die dafür werben, Bio-Lebensmittel aus nächster Nähe statt über weite Strecken importiert zu Discount-Preisen zu kaufen. Ein Beispiel dafür ist »Taste of Heimat«, eine Plattform, die sich rund um Köln der Sache annimmt. Freunde regionaler Biowaren können sich online per Anbieterprofil schlau machen. In Bayern haben sich gleich mehrere Initiativen zum Bündnis bio-regional-fair zusammengeschlossen, um das Rad von globalisiertem Bio wenigstens einen Zacken zurückzudrehen. Weil vielen jedoch die Muße fehlt, um ihren Einkauf über Wochenmärkte oder abgelegene Hofläden zu organisieren, nehmen immer mehr Lieferservices die Arbeit ab. An dieser Stelle treten dann die Nerds auf den Plan: mit Regionalkauf steht sogar für ganz Deutschland eine Plattform für »aus der Region für die Region« in den Startlöchern.
Bis vor die Tür
Auch auf der Fair Food stellte sich ein solcher Lieferservice vor: die Frischepost, gegründet von Juliane Eichblatt und Eva Neugebauer. Als Stipendiatinnen des Social Impact Lab Hamburg, haben die beiden Gesellschafterinnen 2014 ihr Geschäftsmodell getestet. Aufgrund der positiven Resonanz sind sie im Januar 2015 mit einer Lagerhalle in der Hafencity gestartet. Von hier aus versenden sie jeden Donnerstag frische Lebensmittel aus der unmittelbaren Hamburger Umgebung in jene Liefergebiete, in denen die Nachfrage gesichert ist. Mit dem Motto »Heute bestellt, morgen geliefert!« wirbt auch die Truppe von RegioBio – entweder man bekommt seine Wunschwaren nach Hause geliefert oder holt sie ab 17:00 Uhr beim Naturkosthändler Vitalien ab. Selbst Fairmondo, ebenfalls mit einem Botschafter bei der Fair Food dabei, kündigt an, das in Berlin bereits erfolgreiche Modell der »fairen Abonnements« auf die Hansestadt zu übertragen. Und dann gibt es im Stadtgebiet gottlob noch die beiden Läden vom Kattendorfer Hof. Der Hof arbeitet nach dem Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft und hilft so, die Entfremdung von städtischer Theorie (romantische Ideen vom Bio-Idyll) und der ländlicher Praxis (wie es wirklich ist) zu überwinden (alle Links unten).
Danksagungen
Bepackt mit 5 Kilo bester Bio-Butter, gerettet von den ebenfalls mit einem Stand vertretenen Aktivisten von Foodsharing.de und ausgestattet mit interessanter Lektüre (Jahresrückblick 2014/Kattendorfer Hof) wurde die Rückfahrt angetreten. DANKE! Dank gilt zudem den Veranstaltern vom Klub für faires Miteinander und den Gartendecklern, die mir in Rekordzeit Unbekanntes über Fischköpfe und Tomaten, Schnürboden und Pfeifverbot sowie Phacelia und fraktalen Grünkohl beigebracht haben. Mehr Fotos übrigens hier
Das sind die Links:
Du willst den Klub für faires Miteinander online treffen? Voila!
Du kennst das Gartendeck noch nicht? Nix wie hin!
Fairmondo, was ist das? Und was ein »Runde Sache Abo«?
Solidarische Landwirtschaft am Beispiel Kattendorfer Hof
Mach mit! Tu was gegen Lebensmitteverschwendung: foodsharing.de – restlos glücklich
Frischepost bringt den Landwirt in die Stadt!
Christiansen’s, Bäckerei Bahde, De Melkburen gibt’s auch bei RegioBio
Für ganz Deutschland aus der Region für die Region: die Plattform Regionalkauf
Und übrigens: Wer regionalen Bauern so richtig unter die Arme greifen will, erwerbe eine Aktie (oder mehr) der Regionalwert AG – entweder beim Dachverband oder der Hamburger Sektion – Stichwort: Wertschöpfungsverbund vom Acker bis zum Teller (s.a. den Kommentar von Ulf Schönheim)
Veröffentlicht am 01.06.2015
Das sieht doch schick aus. Wäre das vielleicht auch was gewesen, um weitere Bürger-Aktionäre für die Regionalwert AG Hamburg zu gewinnnen?
Ja, bestimmt! Habe das Gefühl, es ist nicht die letzte FAIR FOOD gewesen….und mich auf die Newsletter-Liste setzen lassen.
Ich jetzt auch. Auf der Homepage stand bei der Veranstaltung zunächst nur „Gartendeck“. Ohne Adresse …